Was
ist ein "Implantat"? |
In der Medizin bezeichnet man
das operative Einbringen von lebenden Organteilen in den Körper
als
Transplantation,
das von künstlich geschaffenen, die jeweilige Organfunktion
nachahmenden Gebilden, als
Implantation. Das
"eingepflanzte" Teil - welches die Funktion mehr oder weniger
gut übernimmt - heißt Implantat (z.B. Hüftgelenk,
Gefäßprothese, Herzklappe usw.).
In der Zahnmedizin versteht man
darunter entweder ein
Kieferknochenimplantat, wenn es darum
geht, alters-, erkrankungs- oder unfallbedingt verloren gegangen
Kieferknochen wieder aufzubauen oder das Einpflanzen einer
künstlichen Zahnwurzel auf (selten) bzw. in den Kieferknochen zur Befestigung
von Kronen,
Brücken und herausnehmbarem
Zahnersatz. |
Wie
ist
der zeitliche Ablauf - prinzipielle
Unterschiede |
Die Versorgung mit Implantaten
gliedert sich in drei große Abschnitte auf:
-
Sanierung
der Mundhöhle - besonders Entfernung nicht erhaltungswürdiger
Zähne und Schaffung eines geeigneten Implantatbettes.
-
Eigentliche Implantation (Setzen des
Implantats in/auf den Kieferknochen). Dabei kann dieser
sofort (in die frische
Extraktionswunde =
Sofortimplantation), verzögert (nach einer 2-6-wöchigen
Ausheilzeit) oder spät (~ 3-4 Monate nach dem
Entfernen eines
Zahnes) erfolgen. Mehrheitlich wird letzteres Vorgehen aus vielfältigen
Gründen praktiziert.
-
Versorgung und Belastung des Implantates mit
Zahnersatz (Suprakonstruktion).
Hierbei überwiegend erst nach einer sicheren Einheilzeit (4-6
Monate; = Spätbelastung) oder
sofort =
Sofortbelastung.
|
Welche
Besonderheiten und Probleme bestehen bei zahnärztlichen
Implantaten? |
-
Bei
den allgemeinmedizinischen Implantaten (z.B. Hüftgelenke)
handelt es sich immer um "geschlossene" Implantate d.h., sie
sind vollständig von Körpergewebe umgeben. Eine Infektionsgefahr
von Außen her ist bei dieser Art nicht gegeben.
-
In der Zahnmedizin sind nur die
Knochenimplantate (z.B.: Alveolarkammplastik)
zum Aufbau von fehlendem Kieferknochen, die
Transfixation
(eine Implantation durch eine bestehende Zahnwurzel hindurch,
auch als endodontisches Implantat bezeichnet) und einige andere
"exotische" Formen, wie
Magnetimplantate, rein "geschlossen", der
überwiegende Anteil wird als "halboffen"
bezeichnet, da ein Teil (der Implantatpfosten, der zur Aufnahme
des
Zahnersatzes benötigt wird) in
die mit reichlich Bakterien versehene Mundhöhle ragt. Das
Zahnfleisch kann sich dem
sichtbaren Implantatteil nur anlagern und ist nicht wie beim
natürlichem Zahn (Abb. unten links) durch ein kompliziertes,
biologisches System mit diesem fest verwachsen.
 
-
So ist es
für die Bakterien der Mundhöhle bei entsprechenden
Voraussetzungen leicht möglich, am Implantatpfosten entlang in
die Tiefe zu wandern und ähnliche Reaktionen zu verursachen, wie
man sie von
Zahnfleischerkrankungen
her kennt (eine sog.
Periimplantitis). Diese Tatsache stellt die größte Gefahr
für eine künstliche Zahnwurzel dar und ist die Hauptursache für
ihren Verlust.

|
Können
Implantate bei jedem Patienten gesetzt werden?
|
Im Prinzip JA, wenn
folgende Grundvoraussetzungen stimmen:
-
eine gute
Mundhygiene und besonders am Übergang zwischen Implantat und
Zahnfleisch eine optimale
Plaquefreiheit,
um die Menge der Bakterien in diesem Bereich so gering wie
möglich zu halten (
Besonderheiten).
Ohne diese Hygienemaßnahme ist der
Misserfolg dieser aufwendigen Behandlungsmaßnahme
vorprogrammiert.
-
Befriedigende anatomische
Voraussetzungen: wo kaum noch Kieferknochen vorhanden ist - z.B.
durch eine stark fortgeschrittene "Parodontose"
- , kann auch nichts mehr eingepflanzt werden. Eine Ausnahme stellen
hier die
subperiostalen Implantate und das
Sinuslifting dar. Generell ist die
Qualität der Knochenmasse und
dessen Dichtigkeit und somit der
Implantaterfolg im
Unterkiefer besser als im
Oberkiefer.
Auch die in jüngerer Zeit angebotenen "kurzen
Implantate" unterliegen physikalischen Gesetzen.
Ein derartiger Einsatz, welcher erhebliche Kosten und chirurgische
Eingriffe sparen kann, ist nur bei guter
Knochenqualität
erfolgreich.
-
Keine schweren
Grunderkrankungen, wie z.B. Bluterkrankungen (Leukämie), nicht
eingestellte Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus), ständige Zufuhr von Blutverdünnern (Marcumar-Therapie
als Infarkt-Prophylaxe), chronische Störungen des
Immunsystems,
rheumatische Erkrankungen, schwere Leber- und Nierenleiden,
schlechter allgemeiner Körperzustand, Alkohol-, Nikotin- und
Drogenabhängigkeit. Auch bei regelmäßiger Einnahme von
Cortison, Immunsupressiva und Zytostatika ist eine Implantation nicht
angezeigt.
-
Bei Jugendlichen
können wegen des stark im Wachstum befindlichen Kiefers bei
Mädchen erst etwa ab 15 und bei Jungen ab 18 Jahren
Implantationen durchgeführt werden.
-
Die Implantat- und später die
Zahnersatzversorgung stellen hohe Anforderungen an Zeit, Technik
und Geschick des Behandlers. Es müssen deshalb zahlreiche
Termine eingeplant werden und entsprechende
finanzielle Mittel vorhanden sein.
-
regelmäßige Kontrollen in einer
zahnärztlichen Praxis (sog.
Recall; mindestens
2mal im Jahr), um rechtzeitig negative Veränderungen zu erkennen
und zu beheben (z.B.
Unterfüttern des Zahnersatzes, Korrektur des
Bisses, Behandlung von
Implantat-Zahnfleisch-Taschen).
-
Schätzungen zufolge
machen jährlich etwa 2000 Patienten vor Gericht Haftungsansprüche gegen
ihren Zahnarzt geltend – im Vergleich zur Zahl der Behandlungen eine
verschwindend geringe Zahl. Gleichwohl beobachten Juristen, dass die
Haftungsfälle spürbar steigen, auch und gerade im Bereich der
Zahnimplantologie. Der Grund: Angesichts steigender Implantationszahlen
und komplexer werdender Eingriffe steigt auch die absolute Zahl von
Misserfolgen – wobei Misserfolg nicht automatisch „Fehlbehandlung“
bedeutet.
|
Wie
ist der Erfolg?

|
Auch wenn heute noch kein ideales
Implantatsystem zur Verfügung steht (s.u.),
sind die bisherigen, nach wissenschaftlichen Kriterien
untersuchten Erfolge beachtlich:
-
Die "5-Jahres-Erfolgsquote"
wird in der Literatur mit etwa 95% für den Unterkiefer und ~ 90%
für den Oberkiefer angegeben. Dieser prozentuale Unterschied ist
mit den versch. Knochenstrukturen der beiden Kiefer zu erklären.
-
Als Implantat-Erfolg
werden folgende Kriterien angesehen:
Abwesenheit anhaltender Beschwerden wie Schmerz,
Infektion, Taubheitsgefühl, Neuropathien
keine Beweglichkeit
röntgenologisch kein Spalt zwischen Implantat und
Kieferknochen sichtbar
nur geringer Knochenverlust (0,2 mm) im ersten
Jahr der Implantation
Zufriedenheit des Patienten.
Häufig wird in der
Literatur eine bestimmte Liegedauer eines Implantat (z.B.
"..5-Jahres-Überlebensrate von 90%") angegeben. Derartige Zahlen
sind z.Zt. noch mit einer gewissen Zurückhaltung zu betrachten,
da einige Untersuchungen den Implantatverlust innerhalb des
ersten Jahres nicht berücksichtigen, andere Angaben nur davon
sprechen, dass sich das Implantat noch im Mund befindet, aber
nichts über den Zustand aussagen.
-
Das Einbringen dentaler Implantate gilt als
sicheres chirurgisches Verfahren. Chirurgische Komplikationen,
die vor allem in ungünstigen anatomischen Verhältnissen und/oder
reduziertem Knochenangebot auftreten, können die Verletzung von
Nachbarstrukturen verursachen. Eine sachgerechte prothetische Versorgung
erfordert eine ausreichende präoperative Planung unter funktionalen
Aspekten. Biologische und mechanische Grenzen müssen berücksichtigt
werden. Durch Knochenersatzmaterial verursachte Komplikationen können
anatomische Defekte vergrößern.
s.a.:
Problemfall Implantatfraktur
(zm, 2021)
s.a.:
Aktuelle Zahlen zu Überleben und Erfolg - Implantate haben eine gute
Prognose – aber ... (dzw, 2017)
s.a.:
Periimplantäre Infektionen - Eine neue Herausforderung für die
Zahnarztpraxis

|
Mit
welchen Kosten ist zu rechnen? |
Die Kosten können - je nach
Implantatsystem - unterschiedlich sein. Als Richtwert kann ein
Betrag (incl. zahnärztlichem Honorar) von 900 - 1.300 Euro- pro Implantat - ohne den darauf befestigten
Zahnersatz ("Suprakonstruktion") und zusätzliche chirurgische
Maßnahmen (z.B:
Sinuslifting)
- gelten.
Ausführliche Berechnungsbeispiele
Private Krankenversicherungen erstatten - im Rahmen des
abgeschlossenen Tarifs - die Kosten nach der
amtlichen Gebührenordnung
(GOZ). Es
wird allerdings dringend empfohlen, eine vorherige
Kostenabklärung durchzuführen. Es wird dringend ein empfohlen, einen
Kostenvoranschlag
einzureichen. |
Welche
Implantatarten unterscheidet man in der Zahnheilkunde? |
Geschlossene Implantate
- wie oben dargestellt - auf die im
Rahmen dieser Darstellung nicht näher eingegangen wird.
Halboffne Implantate,
welche entweder
auf dem
Kieferknochen (wenig verbreitet; Fachausdruck: 'subperiostal')
oder im Kieferknochen (Fachausdruck: 'enossal') befestigt sind (Osseointegration). |
Befestigung
der
Suprakonstruktion:
Verschrauben oder Zementieren?


verschraubte
Implantatkronen |
Es
gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, DAS, was auf das Implantat
gesetzt wird - die sog. Suprakonstruktion -, mit dem Implantat zu
verbinden:
- Verschrauben
In den früheren Jahren der Implantologie wurden
die prothetischen Suprakonstruktionen auf Zahnimplantate stets
aufgeschraubt. Von Vorteil ist dabei, dass nachträglich noch
Korrekturen oder auch Reparaturen außerhalb des Mundes vorgenommen
werden können. Weiter kann die Konstruktion zur Implantatreinigung
abgeschraubt werden. Nachteilig ist die aufwendigere Konstruktion
(es muss in die Suprakonstruktion ein Schraubkanal eingearbeitet
werden) und u.U. eine damit verbundene geringere Ästhetik
- Zementierung
Eine definitive Befestigung mit einem geeigneten Zement hat sich
heute (2008) bei der Mehrzahl der Fälle etabliert. Neben geringeren
Kosten verspricht dieses Vorgehen bessere kosmetische Ergebnisse und
ist hygienischer. Nachteilig kann manchmal eine geringere Haftkraft
der Suprakonstruktion auf dem Implantat sein. Reparaturen oder eine
Erweiterung bestehender Suprakonstruktionen sind nur erschwert -
wenn überhaupt - möglich
 |
|
|
Welche
Arten von enossalen Implantaten werden angewandt? |
Es existieren eine
Vielzahl von Implantatarten und -formen. Je nach anatomischen
Verhältnissen und Verwendungszweck
kann unter versch. Formen und Techniken ausgewählt werden.
Nachfolgend die wichtigsten Typen:
-
Zylinder- bzw.
Hohlzylinderimplantate: das Implantat wird in einen vorgefrästen,
genormten Hohlraum formschlüssig mit leichten Hammerschlägen
"eingetrieben":
-
Blattimplantate: die
Kaubelastung wird im Kieferknochen auf eine größere Fläche
verteilt. Diese Art - welche früher weit verbreitet war - wurde
hauptsächlich deswegen verlassen, weil bei einem
infektionsbedingten Verlust (
Probleme)
auch wertvoller Kieferknochen verloren geht. Zusätzlich ist der
operative Eingriff erheblich größer als bei den beiden
vorgenannten Arten:
-
Ebenfalls nur noch wenig
gebräuchlich sind die Nadel- und Stiftimplantate.
-
Wissenschaftlich
umstritten sind in D die sog. Diskimplantate
-
siehe auch
Implantatidentifikation ("Implantatsteckbrief") im
Lexikonteil
|